Vom Leben und Treiben der Gerta B.

- 77. Folge -

Daß gute Gesundheit durch gesunde Ernährung täglich neu erkämpft werden muß, das wußte Gerta B. schon lange und jeden Tag handelte sie aufs neue nach dieser Erkenntnis. Mineralien beispielsweise lagerten zwar haufenweise im Gestein, aber infolge der heutigen unnatürlichen Nahrungsaufnahme, weil oftmals der Salat gewaschen und das Mehl ohne den von den Mahlsteinen abgeriebenen Sand gegessen wird, konnten sie nicht mehr in ausreichenden Mengen in den Körper gelangen. Also aß sie täglich Mineralien, Kalium und Calzium, Magnesium und Strontium und viele andere mehr. Nur Blei mochte sie nicht, Blei lehnte sie ab, das war einfach zu schwer, und bei ihrem zarten Gewicht war es ihr nicht zuzumuten, mit blei-schweren Organen und Knochen herumzulaufen.
Auf diese Weise fühlte sie sich immer leicht und wohl, ganz zu schweigen von den gesunden Nebenwirkungen, welche die gesunde Ernährung auch über die Restfamilie brachte.
Außer der Ernährung und dem Zähneputzen schätzte Gerta B. am meisten diejenigen Übungen, welche die menschliche Leib-Seele-Geist-Einheit ansprechen, wie Gymnastik, Yoga, Tai-Tschi, Jöng-Plöng, Knall-Fu, Trockenrudern, Hängemattenschnarchen und wie sie alle heißen mögen. Ernährung, Zähneputzen und Übungen, das waren die drei Säulen, auf denen ihre Gesundheit ruhte. Bisweilen aber, da eines vor dem Aufstehen, ein anderes nach dem Frühstück, weitere zwischen Mittagsschlaf und Mittagessen, der Rest abends und die letzten in den nächtlichen Schlafpausen exerziert werden mußten und da sie nicht immer alles exakt befolgen konnte, weil beispielsweise sie mittags nicht einschlief oder nachts nicht aufwachte, kam sie nicht ganz ins ideale Leib-Seele-Geist-Gleichgewicht. Wenn in solchen heiklen Augenblicken auch noch die beiden Meerschweinchen und die zwei anderen Angehörigen meckerten, was sie oft und meistens gleichzeitig und fast immer aus Gründen der Ernährung taten, dann enthüllte Gerta B. die vierte Säule ihrer Gesundheit: Sie zeigte eine ausgesprochen gesunde Reaktion, bewahrte als einzige den totalen Überblick und stopfte den anderen die Mäulchen und Mäuler mit vielen guten Worten, Salaten, Gemüsen, gemischtem Obst und anderem kerngesundem Überschwang, bis das schönste Gleichgewicht familiärer Friedfertigkeit wieder hergestellt war. Den vier anderen schmeckte es - zur eigenen Verwunderung - häufig sehr gut und jedesmal, wenn sie sich anschauten, freuten sie sich, weil sie so gesund ernährt aussahen. Das wiederum freute auch Gerta B. und vor lauter Freude konnte sie sich nicht enthalten, gleich noch einen Johannisbeerkuchen mit Schmand zu backen.
"Denn Freude", sagte sie, "tut wohl, der Seele und dem Geist und damit auch dem Körper, Freude ist das halbe Leben, Lebensfreude ist sozusagen die fünfte Säule der Gesundheit - wenn nicht gar die erste oder wenigstens die zweite!"
Ja, die Gerta B., das war so eine, die gab es nur einmal, und die Welt war froh darüber. Wir alle erfreuen uns an ihr und freuen uns über sie und auf sie in den herzerfreuenden weiteren Folgen von

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