Vom Leben und Treiben der Gerta B.

- 54. Folge -

Sie wolle jetzt an nichts mehr denken, sagte Gerta B., nur ganz ruhig und entspannt liegen wolle sie, sagte sie. Dann könne sie am besten einschlafen. Das helfe ihr am besten. Das habe auch der Ilse immer am besten geholfen. Die habe auch oft nicht einschlafen können. Am besten sei es, an nichts zu denken und nichts zu sagen, sagte Gerta B.. Frauen hätten das Problem oft in einem bestimmten Alter. Aber auch Jüngere hätten manchmal schon Probleme. Man dürfe an absolut nichts mehr denken, man müsse unbedingt vollkommen ruhig und entspannt liegen und sich auf das Einschlafen konzentrieren, sagte Gerta B. sehr nachdrücklich, und zur Bekräftigung nickte sie heftig mit dem Kopf, während ihre Hände die Bettdecke peitschten.
Nur die Jugendlichen hätten natürlich keine Probleme. Die Tochter habe noch nie Probleme damit gehabt. Die sei heute sowieso ganz müde gewesen. Die habe nicht einmal das Streu für die Meerschweinchen erneuert, obwohl das schon überfällig gewesen sei. Nicht einmal den Käfig habe die machen können, so müde sei die gewesen. Aber mit der Nina telefonieren, eine ganze Stunde lang, das habe die machen können. Kein Wunder, dass die so müde gewesen sei abends.
Und ganz plötzlich, nach einer ungewollten winzigen Pause, zuckte Gerta B. mit dem linken Bein und dann noch mit dem rechten Arm, so dass auch der Gatte, der bislang lediglich ein paarmal zustimmend genickt hatte, unversehens mitzuckte. Morgen müsse, fuhr Gerta B. wieder aufschreckend fort, unbedingt der Käfig gemacht werden. Und den Werner müsse sie auch noch anrufen. Den habe sie heute in Liederbach nicht mehr erreichen können. Aber morgen müsse sie - und ohne sichtlichen Grund sprach sie jetzt ganz langsam - müsse sie ihn anrufen, und der Gatte solle sie daran erinnern. Doch ehe der noch einmal zustimmend hätte nicken können, erklang neben ihm nach einem letzten langsam gemurmelten "Vielleicht könnten wir noch - die Hubers einladen am - ... " ein ganz feines, ruhiges und entspanntes Schnarchen.
Den Gatten aber durchströmte zu der späten Stunde ein wunderbar zärtliches Gefühl, ein tiefes Glück. Nicht nur der Stille wegen. -